Phimose

Definition und Einteilung

Phimose bedeutet, dass die Vorhaut (Präputium) nicht oder nicht vollständig über die Eichel (Glans) zurückgestreift werden kann.

Dieser Zustand ist im Neugeborenen- und Säuglingsalter normal (physiologisch).

 

 

Zum Zeitpunkt der Geburt haben 95% der Knaben eine Phimose.
bis zum 6. Lebensmonat 85%
bis zum 1. Lebensjahr 50%
bis zum 2. Lebensjahr 20%
bis zum 3. Lebensjahr 10%

 

Eine pathologische (krankhafte) Phimose kann durch Entzündungen oder Verletzungen (Einrissen) entstehen und ist gekennzeichnet durch einen unelastischen, narbigen Ring.

Sonderform der pathologischen Phimose ist der Lichen sclerosus (eine chronische entzündliche Hauterkrankung; kommt häufiger bei Erwachsenen vor).

 

  • Ballonphänomen der Vorhaut:

wenn sich die Vorhaut beim Urinieren aufballoniert

  • Smegma

sind abgeschilferte Epithelzellen des inneren Vorhautblattes zwischen Vorhaut und Glans, v.a. bei Vorhautverklebungen mit der Glans ( = Konglutinationen).

  • Balanoposthitis

= Entzündung von Glans und Vorhaut, zeichnet sich aus durch:

  • Rötung
  • Schwellung
  • Überwärmung
  • Sekretaustritt

Therapie: kühle Umschläge, Kamillenbäder, eventuell Antibiotika und Antiphlogistika, eventuell spätere Operation nötig.

  • Paraphimose

liegt vor, wenn die zurückgestreifte, verengte Vorhaut nicht mehr über die Glans zurückgebracht werden kann.

Therapie: manuelle Reposition der Vorhaut, eventuell Operation notwendig.

  • Phimose und Harnwegsinfektionen

durch die bakterielle Besiedlung zwischen Vorhaut und Glans kommt es bei Knaben mit Phimose häufiger zu Harnwegsinfektionen.

  • Phimose und sexuell übertragbare Erkrankungen

Die Ansteckungsgefahr mit sexuell übertragbaren Erkrankungen (STD; sexually transmitted diseases) ist bei Phimose größer, auch die Ansteckung mit Papillomavirus, Herpesviren und HIV ist häufiger.

  • Phimose und Peniskarzinom

Die Phimose ist ein Risikofaktor bei der Entstehung von Peniskarzinomen.

 

Diagnose

Die Diagnose erfolgt durch die klinische Untersuchung. Sie soll in Ruhe und liegender Position des Kindes durchgeführt werden. Auf eine traumatisierende Manipulationen der Vorhaut ist zu verzichten.

 

Therapie

  1. Konservative Therapie

Kortikosteroidhaltige Salbe zweimal täglich über einen Monat führt in bis zu 80% der Fälle zum Erfolg.

Bei Knaben unter 6 Jahren wirkungsvoller als bei älteren Kindern.

Hormonsalben (Östrogen, Testosteron) sollten nicht mehr angewendet werden.

  1. Operative Therapie, Zirkumzision

Indikation

  • Über das 3. Lebensjahr hinaus persistierende (bleibende) Vorhautverengung, die auf konservative Therapie nicht anspricht.
  • rezidivierende Balanoposthitis bei verengter Vorhaut
  • pathologische Phimose, Lichen sclerosus

Die Operation wird bei Kleinkindern in Vollnarkose durchgeführt, später kann die Operation auch in Lokalanästhesie erfolgen.

 

Zusammenfassung

Die Phimose kommt häufig vor und bedeutet, dass die Vorahut nicht vollständig über die Glans zurückgestreift werden kann.

Die Phimose ist bis zum 3. Lebensjahr physiologisch.

Die Phimose birgt ein höheres Risiko für:

  • Balanoposthitis
  • rezidivierende Harnwegsinfekte
  • sexuell übertragbare Erkrankungen
  • Penis-Karzinom

Die Behandlung sollte im Kindesalter mittels kortisonhaltiger Salben erfolgen, der Erfolg liegt bei 80%. Bei Versagen der konservativen Therapie oder bei einer pathologischen Phimose erfolgt die Zirkumzision.

 


Quelle: "Der Urologe", 7/12